Trauer

Loslassen in liebevoller und dankbarer Erinnerung

Der Tod ist ein unausweichliches Ereignis. Ebenso ist der Verlust eines geliebten Menschen ein Ereignis, welches die meisten von uns ein oder mehrmals trifft. In diesen Momenten fühlen wir uns oft, als wäre unser Verlust ein absoluter Einzelfall. Und unsere Emotionen, Hilflosigkeit und Verzweiflung in Zeiten der Trauer sind auch unsere höchstpersönlichen Erfahrungen, und für uns außergewöhnlich und einzigartig. Gleichzeitig hat die menschliche Psyche typische emotionelle Reaktionen und Trauervorgänge entwickelt, die in vielen Menschen ähnlich ablaufen. Trauer ist ein schmerzhafter Prozess um den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten und dauert seine Zeit. Allerdings ist Trauer ein Prozess, der im Laufe der Zeit abgeschlossen sein sollte. Ein Unterdrücken der Trauer und der damit verbundenen Emotionen kann langfristig zu psychischen und gesundheitlichen Problemen führen, ebenso wie eine (meist unbewusste) Weigerung den Trauerprozess abzuschließen.

Im Laufe der kulturellen Evolution haben wir Rituale entwickelt, die uns helfen von Verstorbenen Abschied zu nehmen. Begräbnisse, Totenmessen und andere Zeremonien helfen uns, in unserer Gemeinschaft bewusst Trost und Unterstützung beim Abschiednehmen zu finden.

Wichtig ist, sich die Emotionen der Trauer, wie z.B Hilflosigkeit, Ratlosigkeit, Angst und vielleicht sogar Wut, nicht nur einzugestehen, sondern auch zuzulassen und bewusst zu empfinden, anstatt diese zu unterdrücken. Dabei ist es hilfreich, diese Emotionen auch nach aussen zu zeigen und sich bei Freunden und Familie Unterstützung und Trost zu suchen. Wenn Sie spirituell oder religiös sind, ist dies die Zeit sich in Ihrer Tradition Trost zu suchen und von einem Seelsorger unterstützen zu lassen. Trauer ist auch eine Zeit des Gebens. Das aktive Unterstützen von anderen Hinterbliebenen sind Akte der Liebe, der Herzlichkeit und von sozialer Verbindung. Diese positiven Emotionen bieten einen Ausgleich zu den negativen Emotionen der Trauer und unterstützen langfristig das eigene Wohlbefinden und Gesundheit.

Trauer ist ein Prozess des Loslassens. Loslassen bedeutet nicht den geliebten Menschen zu vergessen, sondern die Erinnerung von negativem Ballast und das eigene Leben von dem Schmerz des Verlustes zu befreien. Oft versinken Hinterbliebene in ein Grübeln und Schuldzuweisungen: Warum hast Du mich verlassen? Was haben die Ärzte falsch gemacht? Wie hätte ich Deinen Tod verhindern können? Diese Schuldzuweisungen gehen aber auch oft weit zurück. Alte Konflikte, Zorn und Schuldgefühle kommen hoch: Warum hat der Verstorbene mir damals … angetan? Hätte ich doch dem Verstorbenen damals nicht … zugefügt. Warum haben wir uns nie ausgesprochen? Das permanente Grübeln über all diese Fragen verhindert das Loslassen und Fortschritt im Trauerprozess. Ausserdem resultiert das Grübeln über solche Fragen in anhaltenden negativen Emotionen, vielleicht sogar Depressionen, und behindert auf Dauer das eigene Wohlbefinden.

Das Schreiben eines Abschiedsbriefes kann zum Beruhigen der Grübelei sehr hilfreich sein. Verzeihen ist ein aktiver Prozess des Loslassens. Dankbarkeit und Liebe gehören zu den wirkungsvollsten positiven Emotionen überhaupt und sind effektive Instrumente gegen negative Emotionen wie z.b. Wut, Angst und Schuldgefühle. Nehmen Sie sich einfach etwas Zeit um in Ruhe einen Brief an den Verstorbenen zu schreiben, in dem Sie sich folgenden Themen bewusst widmen:

Liebe/r……, 
Bitte verzeihe mir………
Ich verzeihe Dir………
Ich danke Dir für…………
Ich liebe Dich…………

Ziel des Trauerprozesses ist es, sich vom Schmerz des Verlustes zu befreien, sein eigenes Leben in Frieden und unabhängig von dem Verstorbenen zu gestalten, und dabei den verlorenen Menschen in liebevoller und dankbarer Erinnerung zu halten.

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